Montag, 1. Juli 2013

Die Jugendarbeitsloigkeit ist eine Konsequenz der Arbeitslosigkeit


Die Zeit online berichtet:
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat einen Ausbildungspakt für Europa gefordert, um der dramatisch steigenden Zahl arbeitsloser Jugendlicher – speziell im Süden Europas – entgegenzuwirken. "Das Risiko einer verlorenen Generation steht im Raum", sagte die CDU-Politikerin dem Tagesspiegel am Sonntag. Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften müssten gemeinsam dafür sorgen, dass junge Menschen eine Perspektive hätten. 
Die Besorgnis um eine verlorene Generation ist berechtigt und sollte wesentlich stärker betont werden als dies üblicherweise der Fall ist.

Die nun verfolgte Politik ist, gezielt die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen:
Bisher planten die EU-Staaten mit einem Budget von sechs Milliarden Euro gegen die Jugendarbeitslosigkeit zu kämpfen. In dem Interview verlangte von der Leyen, diesen Betrag aufzustocken. "Die sechs Milliarden Euro sind ein wichtiger Beitrag, sie reichen aber nicht", sagte von der Leyen. 
Das ist nicht nur unzureichend, sondern höchst problematisch, denn die Jugendarbeitslosigkeit ist eine Konsequenz der Arbeitslosigkeit. Um die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfenmuss man die Arbeitslosigkeit bekämpfen.

Jeder kennt die Problematik bei der Parkplatzsuche: Man kommt zu spät und alle Parkplätze sind belegt. Dann muss man warten, bis ein Parkplatz frei wird. Wer früher gekommen ist, hat mit höherer Wahrscheinlichkeit einen Parkplatz gefunden als ein Neuankömmling. Auf dem Arbeitsmarkt ist das nicht anders: Die Arbeitskräfte, die schon vor langer Zeit in den Arbeitsmarkt eingetreten sind haben mit höherer Wahrscheinlichkeit einen Arbeitsplatz als die Neuankömmlinge.

Die vernünftige Methode ist, die Arbeitslosigkeit zu verringern. Dann verringert sich auch die Jugendarbeitslosigkeit, und zwar überproportional. Man sollte auch bedenken: Wenn man die Jugendarbeitslosigkeit bei gleichbleibender Arbeitslosigleit verringert, muss man die Arbeitslosigkeit bei den Nicht-Jugendlichen erhöhen. Ist das intendiert?

Karl Brenke vom DIW behauptet:
Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland ist weiterhin vor allem ein Qualifikationsproblem, mehr als die Hälfte aller arbeitslosen Jugendlichen im Jahr 2010 hatte keinen Berufsabschluss. 
Das ist m.E. irreführend. Die schlechter ausgebildeten Arbeitskräfte werden immer unter höherer Arbeitslosigkeit leiden als die besser qualifizierten. Das gilt natürlich auch bei den Jugendlichen. Die Unternehmungen ziehen stets die qualifizierteren unter den Bewerbern  den weniger qualifizierten vor. Findet ein Arbeitnehmer keinen ausbildungsadäquaten Ausbildungsplatz, so wird er sich um eine Tätigkeit bemühen, die geringere Kenntnisse erfordert und für die er überqualifiziert ist. Dort wird er den geringer - aber tätigkeitsadäquat- qualifizierten Bewerbern vorgezogen.  Die Stelle steht dann nicht mehr für adäquat ausgebildete Arbeitssuchenden zur Verfügung. Auch diese werden sich in einem niedrigeren Qualifikationssegment umschauen, und so weiter. Die am wenigsten qualifizierten Arbeitssuchenden bleiben übrig.

Letzten Endes finden wir im Konjunkturverlauf deshalb deutliche Schwankungen der Arbeitslosigkeit im unteren Qualifikationssegment, weitaus geringere Schwankungen bei besser qualifizierten Arbeitnehmern uund praktisch keine konjunkturellen Schwankungen bei Universitäts-- und Fachhochschulabsolventen:

Qualifikationsspezifische Arbeitslosenquoten. Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Nürbnberg, http://www.iab.de/UserFiles/Image/Publikationen/aloquoten_1975_2009_gr1.png


Das zeigt: Die Arbeitsmärkte für die verschiedenen Qualifikationen sind keine getrennten Märkte, wie das Gerede über "strukturelle Gründe" der Jugendarbeitslosigkeit uns weis machen will, sondern hängen miteinender zusammen. Was oben überschwappt wird eine Etage tiefer aufgefangen, was dort überschwapp, noch eine Etage tiefer, und so weiter.

Um die Arbeitslosigkeit in Europa zu bekämpfen muss die mangelnde private Nachfrage durch leichte Kreditvergabe und Steuersenkungen gestärkt und  durch zusätzliche staatliche Nachfrage ergänzt werden. Dies mag zu einer vorübergehenden Erhöhung der Staatschuld führen, führt aber keineswegs zu einer "Schuldenexplosion", denn eine Schuldenexplosion würde eine Nachfrageexplosion und Überbeschäftigung implizieren, und schon lange vorher ist es Zeit für Steuererhöhungen und Einschränkungen der Staatsausgaben um dem entgegenzuwirken.

Ergänzung (10.7.2013): Ich schreibe oben: "Die am wenigsten qualifizierten Arbeitssuchenden bleiben übrig." Zur Verdeutlichung des Punktes hätte ich besser schreiben sollen: "Die am wenigsten qualifizierten Arbeitssuchenden bleiben übrig, egal wie gut qualifiziert sie sind."

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen