Dienstag, 16. April 2013

So zerstört man den Euro

In einem sehr lesenswerten Interview bemerkt Heiner Flassbeck:

Na ja, wer sind die Verursacher der Krise? Da muss man natürlich tief bohren ...  Sie kennen ja sicherlich meine These, dass Deutschland auch einen erheblichen Anteil an der Krise hat, nämlich mit dem Lohn, mit der Lohnmoderation der 2000er-Jahre hat man einen Keil sozusagen in die Währungsunion getrieben, der jetzt auf der einen Seite sich in den hohen Schulden dieser Defizitländer, auch hier in Zypern zeigt, und den hohen Forderungen des Gläubigerlandes, Deutschland vor allem, und an diese Frage geht niemand ran. Man geht an ganz viele Einzelfragen ran, und das ist das eigentliche Problem der Rettung im Moment, oder der sogenannten Rettung, dass man an dieses Grundproblem - wie kriegen wir diesen Keil aus der Währungsunion heraus, diese riesige Lücke in der Wettbewerbsfähigkeit zwischen den Ländern, wo Deutschland etwas getan hat, was auch nicht gerechtfertigt war, was überhaupt nicht gerechtfertigt war, weil Deutschland hat gegen das Inflationsziel, das man gemeinsam beschlossen hat, verstoßen. Wie kriegen wir das wieder raus, und wie kommen wir hin zu einer Situation, wo alle Länder wieder normal wirtschaften können? Diese Frage wird leider nicht behandelt, sondern es wird immer nur von Fall zu Fall, wird ein Land vorgenommen, das wird angeguckt, und dann sagt man: Ja, da ist vieles im Argen und da schlagen wir jetzt mal drauf. Das ist aber keine systematische Lösung, und so wird es nicht gehen, so zerstört man den Euro. Hier denken die Leute ganz offen darüber nach, wie können wir aussteigen, gibt es eine Möglichkeit zum Aussteigen.
Meines Erachtens sieht Flassbeck das Problem völlig richtig. Die Anpassung der Löhne nach unten funktioniert aber nicht so einfach, wenn überhaupt. (Man spricht von "Lohnstarrheit nach unten", "downward wage rigidity", siehe auch was Paul Kriugman dazu zu sagen hat). Die andere volkswirtschaftlich gesehen wesentlich billigere Komponente -- insbesondere Lohnerhöhungen in Deutschland über Produktivitätszuwächse und das 2% Inflationsziel hinaus -- fehlt. (Finanzminister Schäuble sieht das wohl, scheint aber die dafür notwendigen expansiven Maßnahmen in Deutschland nicht zu unterstützen.)

Regionale Lohnindexierung wäre vielleicht ein einfacherer Weg, die Wettbewerbsfähigkeit innerhalb der Euro-Zone auszubalancieren. Auf diese Weise ließe sich die langanhaltende Arbeitslosigkeit mit ihren hohen ökonomischen und sozialen Kosten zu vermeiden. Ein Index für die sozialen Kosten sind die erhöhten Selbstmordraten in Griechenland in Folge der Austerity-Politik. Ähnliches ist für Zypern zu erwarten.

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