Freitag, 28. Dezember 2012

Die drohende Fiskalklippe in den USA

Die in den USA drohende "Fiskalklippe" führt zu Steuererhöhungen und massiven Ausgabenkürzungen, wenn nicht zu Beginn des kommenden Jahres noch eine andere Regelung gefunden wird. Viele Ökonomen finden das beängstigend, aber die Verfechter einer bedingungslosen Restriktionspolitik sollten das nur zu begrüßen.

Deutschland befürwortet seit langem nachdrücklich solche und sogar drastischere Maßnahmen, insbesondere  für andere Länder. Wenn man unseren Fiskalfundamentalisten Glauben schenken würde, müßte man eine derartige Gesetzgebung für alle Länder in der EU fordern. Aber wir haben ja mit Maastricht wenigstens unsere kleine Klippe, oder vielleicht auch nur einen Abhang.
 


Samstag, 15. Dezember 2012

Unter medizinischem Gesichtspunkt

Im Blog The Irish Economy kann man ein sehr interessantes Theaterstück lesen, in dem auch ein Mr  deKrugman auftritt, der sich gegen die Aderlaß-Therapie ausspricht, wie sie von einem M Drachet empfohlen und konsequent angewandt wird, bis der Patient schließlich stirbt.

Das ist ziemlich lustig, aber vielleicht in unserem Fall nicht ganz zutreffend, denn die Austerity-Therapie wird von der Patientin Fräulein Germania selbst nachdrücklich gefordert und nicht von irgedeinem externen Experten. (Allerdings gibt es tatsächlich viele Experten die dem gleichen Aberglauben anhängen wie M Drachet.)

Eine bessere medizinische Analogie wäre deshalb vielleicht die folgende:

Fräulein Germania leidet unter Magersucht, genauer gesagt unter einer Körperschemastörung die sie veranlaßt, trotz Untergewichts zu hungern und ihre Gesundheit weiter zu ruinieren. Zudem drängt sie mit allen Mitteln darauf dass alle Familienmitglieder ebenfalls hungern und ihre Gesundheit ruinieren, und unglücklicherweise kann sie sich in der Familie durchsetzen. Das ist besonders misslich für ihre weniger robusten Geschwister.

Dienstag, 4. Dezember 2012

Nord-Währung und Süd-Währung?

Christian Wolf hat auf einen interessanten Beitrag von Heiner Flassbeck zur Euro-Krise hingewiesen. Heiner Flassbeck hat schon vor Jahren darauf aufmerksam gemacht, dass die Lohnkosten in Europa ständig  auseinander driften und betont, dass diese Entwicklung zwangsläufig zu massiven Schwierigkeiten führt, wie wir ja heute deutlich sehen. Das Problem kommt dadurch zustande, dass die Arbeitsmarktorganisation in den verschiedenen europäischen Ländern sehr unterschiedlich ist. Dies führt zu divergierenden Lohnkostenentwicklungen die dann die Probleme erzeugen, mit denen wir gegenwärtig konfrontiert sind.

Flassbeck hat die Hoffnung aufgegeben, dass das Problem vernünftig gelöst werden kann und empfiehlt, die gemeinsame Währung aufzugeben:
Also kann man nur allen zurufen: Trennt euch. Statt weiter an dem unverdaulichen Brei zu würgen, den Deutschland den anderen Ländern verschrieben hat, sollten sie (womöglich einige gemeinsam) alle Kraft darauf verwenden, halbwegs geordnet auszusteigen. Weil das technisch extrem schwierig und langwierig ist, muss man vorübergehend mit Notstandsmaßnahmen europäische Oberziele, wie die Freiheit des Kapital- und Güterverkehrs, aussetzen. Wichtigstes Ziel aller aussteigenden Länder muss es allerdings sein, ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit wiederzuerlangen, was nur mit einer massiven Abwertung der neuen Währung gegenüber der neuen D-Mark oder der neuen Nord-Währung geht.
Ich würde hier zu bedenken geben, dass die Einführung einer regionalen Lohnindexierung möglicherweise einfacher zu administrieren ist und den Vorteil einer gemeinsamen Währung aufrecht erhält. Also: Statt eine Süd-Wahrung einzuführen wird eine Süd-Lohneinheit eingeführt. Alle Arbeitsverträge im Süden müssen in der Süd-Lohneinheit abgeschlossen werden. Die europäische Zentralbank, oder auch eine andere unabhängige Institution, bestimmt den Wechelkurs zwischen Euro und Süd-Lohneinheit so dass die Wettbewerbsfähigkeit der Süd-Gruppe gesichert ist. Gleiches gilt für den Norden: Eine Nord-Lohneinheit, statt einer Nord-Währung, aber alle Zahlungen, im Süden wie im Norden, erfolgen in Euro.

Hier müsste man nicht die Freiheit des Güter- und Kapitalverkehrs einschränken. Auch vermeidet man das Problem, dass die Nord-Währung zur inoffiziellen Währung im Süden wird. (In verschiedenen Ländern gab es solche Probleme. Ich selbst erinnere mich, dass ich während eines Aufenthalts in Moskau zur Zeit von Jeltzin praktisch nur mit D-Mark zahlen konnte.)

Wenn in Europa vernünftige Lohnkostenrelationen etabliert werden, wird es ohnehin Probleme geben. Flassbeck bemerkt dazu:
Auf Deutschland rollt bei diesem Szenario ein wirtschaftlicher Tsunami der höchsten Kategorie zu. Da inzwischen mit etwa 50 Prozent Exportanteil (am Bruttoinlandsprodukt) extrem exportabhängig, wird eine starke Aufwertung der deutschen Währung die Wirtschaft für viele Jahre zurückwerfen und Millionen Arbeitsplätze kosten.
Dies Problem wird sich so oder so (mit Nord-Währung und Süd-Währung oder bei regionaler Lohnindexierung) stellen. Mit regionaler Lohnindexierung ist die notwendige Anpassung aber politisch besser beherrschbar und weniger anfällig gegen allfällige Spekulationsattacken.  Außerdem kann natürlich durch Ausweitung der heimischen Nachfrage, etwa per Steuersenkung, die ausgefallenen Auslandsnachfrage ersetzt werden. Es ist ohnehin ungesund, wenn wir andauernd mehr exportieren als importieren und am Ende die erwirtschafteten Aussenhandelsüberschüsse entwertet werden oder abgeschrieben werden müssen.