Freitag, 6. Juli 2012

Zum Aufruf von Ökonomen gegen Euro-Rettung

Kürzlich ist ein Aufruf von Ökonomen publiziert und in in verschiedenen Zeitungen (Handeslblatt, Welt, FAZ)  kommentiert worden, der sich gegen die jüngsten EU-Beschlüsse zur Eurorettung richtet. Mich, als Ökonom, hat überrascht, dass ausschliesslich  juristisch argumentiert wird -- wer soll in Haftung genommen werden, wem kann was zugemutet werden, etc. Letzten Endes handelt es sich um Gerechtigkeitsargumente und politische Erwägungen über Völkerfreundschaft und ähnliches. Das ist alles gut und schön.  Ich würde aber bei solch einem Aufruf erwarten, daß auf die realwirtschaftlichen Konsequenzen verschiedener Politikvarianten abgestellt wird und dass diese zumindest angedeutet werden.  Also: was wären die realwirtschaftlichen Konsequenzen von Bankenzusammenbrüchen? Was wären die Konsequenzen einer kollektiven Haftung für die Bankschulden? Was wäre die für Europa bessere Alternative? (Dabei geht es natürlich nicht um das Schicksal der einzelnen Banken, sondern um die volkswirtschaftlichen Konsequenzen.) In dem Aufruf ist davon nicht die Rede.  Ich selbst überschaue das nicht, es ist auch nicht mein Spezialgebiet. Aber so wie der Aufruf formuliert ist sehe ich kein spezifisch wissenschaftliches Argument, das besondere Fachkompetenz voraussetzen würde. Ich halte es aber generell für problematisch, sich auf Fachkompetenz oder Titel zu berufen, wenn diese Qualifikationen für ein Argument überhaupt keine Rolle spielen. Das ist hier der Fall.

Übrigens ist ja die Bankenkrise eher ein Symptom für tieferliegende Disparitäten die so oder so auf der Ebene des Geldwesens und der Fiskalpolitik nicht behoben werden; siehe dazu meinen früheren Blog-Eintrag.

Wenn ich diesen Aufruf nicht unterschrieben habe, so sollte das aber nicht als Ausdruck von Solidarität mit Frau Merkel gedeutet werden. Im Gegenteil: Ich distanziere mich ausdrücklich von deren Austerity-Politik weil ich denke, dass diese Politik die Schuldenproblematik unnötig verschärft.

Nachtrag: Interessant sind auch die Äußerungen von Gustav Horn in Die Zeit.
Nachtrag: Der Beitrag in der Zeit vurde von Mark Schieritz geschrieben, nicht von Gustav Horn. Sorry.

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