"Ricardianische Erwartungen schließen aus, dass die Haushalte ihre Konsumentscheidungen am verfügbaren Einkommen orientieren, welches Zinseinkünfte aus dem Besitz von Staatspapieren einschließt."
Das ist völlig zutreffend: Die Gültigkeit der Ricardianisachen Äquivalenzthese erfordert, dass die Haushalte Zinseinkünfte aus Staatspapieren nicht nutzen dürfen. Eine solche Annahme ist natürlich völlig unsinnig, und zwar aus mindestens drei Gründen:
- Niemand würde dem Staat Geld leihen, wenn er die Zinsen nicht nutzen könnte
- Es ist wohl unmöglich für einen Haushalt zu wissen ob die Verzinsung seiner Spareinlagen bei der Sparkasse daraus resultiert, dass die Sparkasse mit den Spareinlagen Staatsschuldpapiere gekauft hat oder ob sie andere Wertpapiere erworben hat und dann aus den jeweiligen Zinsen die Verzinsung der Spareinlagen bestreitet. Wenn die Zinsen für die Spareinlagen aus Staatspapieren herrühren, dürften die Haushalte diese Einkünfte nicht nutzen, im anderen Falle schon. Ansonsten wäre die Ricardianische Äquivalenz zerstört.
- Es besteht aus der Sicht eines privaten Haushalts kein theoretischer Grund und auch keine empirische Evidenz dafür, die zwei Sorten von Zinseinkünften unterschiedlich zu behandeln, selbst wenn man sie unterscheiden könnte.
Anmerkung: Mein Artikel ist von der Zeitschrift Economics E-Journal abgelehnt worden. Das obige Zitat ist dem Ablehnungsschreiben entnommen. Die Feststellung ist korrekt und entspricht dem, was ich in dem Beitrag festgestellt habe. Meine Ergebnisse wurden jedenfalls völlig bestätigt. Der Beitrag wurde dann aber letztlich abgelehnt, weil er der Mehrheitsmeinung der Ökonomen nicht entspricht! Wer das nicht glaubt und wen das interessiert der kann das alles ja hier nachlesen.
Nachtrag (7.4.2013): Der Artikel wird in erweiterter Form in der Zeitschrift Metroeconomica erscheinen. Eine Vorab-Version findet sich hier.
Nachtrag (21.11.2013) Tatsächlich war meine Argumentation fehlerhaft. Ich bin einem Fehler in einer von Barros Arbeiten aufgesessen. The Ricardianische Äquivalenzthese ist tatsächlich zutreffend. Ich habe ein entsprechendes Erratum geschrieben in dem ich meinen Fehler klarstelle. Diese Notiz wird demnächst in Metroeconomica erscheinen. Ich bitte bei den Lesern dieses Blogs ebenso wir bei den beteiligten Herausgebern und Gutachtern um Entschuldigung und werde meinen Irrtum demnächst in einem Blog nochmals klarstellen..