Mittwoch, 9. Mai 2012

Duale Währung oder regionale Lohnindexierung?

Der polnische Notenbankchef Marek Belka hat den Vorschlag gemacht, für Griechenland ein duales Währungssystem einzuführen: Löhne und Gehälter würden dann in einer lokalen Währung bezahlt, die gegenüber dem Euro abgewertet werden könnte.

Im Ergebnis läuft dies auf das gleiche Ergebnis hinaus wie die Einführung einen regionalen Lohnindexierung. Wenn die duale Lösung politisch eher durchsetzbar sein sollte, wäre das ein begrüßenswerter Schritt vorwärts.

Mit scheint allerdings die regionale Lohnindexierung attraktiver, weil sie einfacher und systematischer ist: einfacher, weil die Löhne und Gehälter gleich in Euro und nicht in einer weiteren Währung ausbezahlt würden, die dann wieder in den Euro eingetauscht werden müsste, und systematischer, weil die Lösung dann alle Länder betreffen würde. Die deutschen Löhne, in Euro umgerechnet, müssten steigen, die griechischen Löhne, in Euro umgerechnet, müssten fallen. Eine duale Währung für Griechenland allein würde den deutschen Anteil der Misere nicht bekämpfen - die unterdurchschnittlichen Lohn- und Kostensteigerungen in Deutschland im Vergleich zum Euroraum.

Ebenso erfreulich wie der Vorschlag von Marek Berka ist der Vorstoss des deutschen Finanzministers Wolfgang Schäuble. Er findet es berechtigt, wenn die Löhne bei uns stärker steigen als in allen anderen EU-Ländern und er bemerkt richtig: "Diese Lohnsteigerungen tragen auch zum Abbau von Ungleichgewichten innerhalb Europas bei".

Das Problem bei Lohnsteigerungen ist aber natürlich, dass diese Lohnsteigerungen Kostensteigerungen bewirken und damit Preissteigerungen nach sich ziehen. Durch Lohnzurückhaltung in Deutschland wurde eine geringere Inflation im Euro-Raum bewirkt, als sie sonst zu erwarten gewesen wäre, und geldpolitische Restriktionsmaßnahmen wären die Folge gewesen, zum Nachteil für alle Länder. Dieser Zusammenhang würde durch eine regionale Lohnindexierung aufgehoben. Der Vorteil der Indexierungslösung ist, daß durch Indexierung der Wert des Euro stabilisiert werden kann, ohne daß Arbeitslosigkeit erforderlich wäre. Relative Lohnerhöhungen in Süddeutschland können beispielsweise durch durch Aufwertung der Lohneinheit in Süddeutschland oder durch Abwertung der Lohneinheiten in allen anderen Regionen erreicht werden.

Aber egal. Die Politiker fangen an zu denken. Die Wahlergebnisse in Frankreich und Griechenland werden dies hoffentlich beschleunigen.